Dienstag, 2. April 2013

Wie aus einer Idee ein Roman wird - Teil 4

Ein Lokalkrimi lebt von ...? Natürlich vom Lokalkolorit. Aber hier trifft man als Autor auch ganz rasch auf Schwierigkeiten. Ich kann also nicht einfach ein Lokal oder ein Geschäft aussuchen und es bei seinem richtigen Namen nennen. Dazu benötige ich das Einverständnis des Inhabers. Habe ich das nicht, verletze ich unter Umständen seine Persönlichkeitsrechte. Klar, man kann das umschreiben. Wenn ich im ersten Werne-Krimi zum Beispiel schreibe, dass es an der Südmauer in Werne ein Elektrofachgeschäft gibt, weiß jeder Werner Bürger, welches Geschäft damit gemeint ist. Nur den Namen darf ich eben nicht nennen.

Nun könnte man meinen, jeder Geschäfts- oder Gaststätteninhaber müsste doch eigentlich mit Freude zustimmen. Eine bessere und noch dazu kostenlose Werbung kann man doch gar nicht bekommen. Das ist aber nicht so, diese Erfahrung habe ich gemacht. Aber ich habe es auch anders erlebt. Nach einer Lesung in einem Restaurant in Werne hat mich der Besitzer von sich aus gefragt, ob ich nicht in meinem nächsten Roman sein Geschäft erwähnen kann. Damit hatte dann das STILVOLL in Werne einen festen Platz in Werne-Krimi Teil 5 mit dem Titel "blind date".

Anders sieht es mit Straßennamen, öffentlichen Gebäuden oder auch Traditionsfesten aus. Das größte Traditionsfest in Werne ist Sim-Jü im Oktober. Was im Mittelalter ein Markt für Händler und Gaukler war, ist heute eines der größten Volksfeste in unserer Region. Die ganze Werner Innenstadt wird im Oktober zu einem riesigen Rummelplatz. Hierüber kann ich schreiben, allerdings muss ich bei den Namen vorsichtig sein. Natürlich kann ich gar nicht im Vorfeld herausfinden, ob die Namen, die ich meinen Schaustellern zum Beispiel gebe, nicht tatsächlich auf Sim-Jü vertreten sind. Für diesen Fall steht dann im Buch der Hinweis, dass alle Personen frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Menschen nicht beabsichtigt sind.

Aber zurück zu den Schauplätzen. Die Menschen aus Werne und Umgebung werden viele der Handlungsorte aus meinen Werne-Krimis sofort wiedererkennen. Das soll auch so sein. Trotzdem muss man als Autor eines Regionalkrimis natürlich über den Tellerrand hinausschauen. Ich möchte ja, dass meine Bücher nicht nur in Werne, sondern in ganz Deutschland gelesen werden. Das werden sie auch, wie mir Bestellungen von Schleswig-Holstein über Berlin bis nach Süddeutschland zeigen. Und hier beginnt die Gratwanderung. Was für einen Werner Bürger interessant ist, nämlich die detaillierte Beschreibung unterschiedlicher (Tat)Orte in seiner Stadt, wir den Leser in Frankfurt vielleicht langweilen.

Details und Lokalkolorit sind also wichtig, dürfen aber auf keinen Fall inflationär verwendet werden. Und sie dürfen auch nicht die Hauptrolle im Buch übernehmen. Um das zu verhindern, kümmere ich mich schon vor Beginn des Schreibens darum, mir passende Nebenschauplätze zu besorgen. Das können andere Städte - oder wie in Werne-Krimi Teil 6, der gerade in Arbeit ist - auch andere Länder sein. Nur, ein Nebenschauplatz muss eben auch bleiben, was er ist - nebensächlich nämlich.

Es gibt also eine ganze Menge zu bedenken und zu recherchieren. Denn was in Werne zutreffend ist, muss in Bayern noch lange nicht der Realität entsprechen. Mein Anspruch an mich selbst ist aber, meine Bücher so realitätsnah wie möglich zu schreiben. Das heißt, ein Verbrechen, wie ich es in meinen Krimis beschreibe, sollte überall woanders genauso stattfinden können.

Und jetzt sage mir mal noch einer, man braucht nur einen guten Anfang und ein paar richtige Namen und der Rest erledigt sich von selbst. Ich weiß, dass das anders ist und wenn Sie mich weiter auf meiner Reise durch die Geschichte von der Idee bis zum fertigen Roman begleiten, werden Sie das sicher auch erkennen.


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