Freitag, 26. April 2013

Wie aus einer Idee ein Roman wird - letzter Teil

Bisher habe ich ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, was Recherche, Charaktere, Ortsbeschreibungen und Ähnliches angeht. Ein Problem, vor dem jeder Autor hin und wieder steht, sollte aber nicht unerwähnt bleiben.

Eigentlich hat man die Geschichte gut vorbereitet und geplant. Aber manchmal entstehen während des Schreibens neue Ideen, die dann nicht mehr zum bisherigen Verlauf der Story passen. Und was nun?

Ganz klar: Alles wieder auf Anfang.

Aber natürlich nur dann, wenn die neue Idee wirklich so umwerfend gut ist, dass sie alles andere in den Schatten stellt. Genau das ist mir nach etwa einem Drittel meines sechsten Werne-Krimis passiert. Plötzlich passten einige Charaktere nicht mehr, auch der Ablauf der Geschichte hatte sich durch einige neue Ideen plötzlich komplett verändern.

Jetzt darf man auf gar keinen Fall den Fehler machen, den Zeilen, die nun geändert oder ganz gelöscht werden, zu lange nachzutrauern. Entweder, die neue Idee setzt sich durch, dann schreibt sich das alles wie von selbst. Oder sie war gar nicht so gut, dann kehrt man eben zum ursprünglichen Ablauf zurück. Wenn ich etwas Grundlegendes in meinen Romanen ändere, speichere ich also zur Vorsicht immer die ursprüngliche Version ab. So mache ich mir nicht allzu viel Arbeit, wenn ich doch wieder bei den schon geschriebenen Texten ankomme.

Ist das Manuskript dann fertig, geht es ins Lektorat. Für mich ist das immer mit Herzklopfen verbunden. Denn nicht nur ich muss es gut finden, Lektor und Verleger wollen auch überzeugt werden. Bisher ist es mir gelungen und ich denke, auch Teil 6 der Ermittlungen von Kommissar Wischkamp wird Gnade finden vor den Augen meiner Lektorin und meines Verlegers.

An dieser Stelle fangen dann auch die Überlegungen an, wie denn wohl das Cover aussehen könnte. Da ich dieses Mal meine Geschichte auf einem der größten Rummelplätze in unserer Region angesiedelt habe, sollte es kein Problem sein, ein stimmungsvolles und passendes Cover zu entwickeln.

Ist das Buch dann fertig, muss es natürlich auch verkauft werden. Inzwischen habe ich aber Gott sei Dank schon eine treue Leserschar, die das ganze Jahr auf den neuen Werne-Krimi wartet. Und das Schöne ist, jedes Jahr kommen neue dazu, die dann natürlich auch die vorherigen Exemplare nachkaufen.

Presse, Lesungen und viele Aktionen rund um meine Bücher beschäftigen mich eigentlich das ganze Jahr. Und diese Arbeit - so schön sie auch sein mag -wird nicht weniger, sonderm mit jedem neuen Buch mehr.

Aber das wird mich sicher nicht daran hindern, noch viele weitere Wischkamp-Krimis zu schreiben.

In diesem Sinne - wir hören wieder voneinander.
Renate Behr

Samstag, 6. April 2013

Wie aus einer Idee ein Roman wird - Teil 5

In den schon veröffentlichten Posts zu dieser Headline habe ich vieles über die Schauplätze und die beteiligten Personen geschrieben. Natürlich lebt ein Kriminalroman aber auch von der Handlung und natürlich davon, dass alle Einzelteile wirklich zusammenpassen.


Nun kann ich meinen Lesern natürlich an dieser Stelle noch nichts über die Handlung des neuen Werne-Krimis verraten. Das würde ja die ganze Spannung der Neuerscheinung vorwegnehmen. Wer meine bisher erschienenen Krimis schon gelesen hat, wird feststellen, dass ich bisher noch niemals über ein sogenanntes "normales" Verbrechen geschrieben habe.

Aber mal ehrlich, würden Sie ein Buch über den Einbruch in einem Haus oder den Überfall auf eine Tankstelle lesen? Ich glaube, die Schwierigkeit besteht eigentlich darin, über Ungewöhnliches so glaubhaft zu schreiben, dass sich der Leser vorstellen kann, so etwas könnte auch in einer Kleinstadt passieren. Darum bemühe ich mich natürlich jedes Mal.

Nun hatte ich also die Idee, einen Werne-Krimi zu schreiben, der irgendwie mit Sim-Jü zu tun hat, einem Riesenrummel, der jedes Jahr Ende Oktober in Werne stattfindet. Mit der Recherche habe ich mich viele Stunden lang beschäftigt. Dieses Mal musste ich mir sogar technische Kenntnisse aneignen darüber, wie moderne Fahrgeschäfte konstruiert sein könnten. Denn ein solches Fahrgeschäft wird eine zentrale Rolle in dem neuen Buch einnehmen. Mehr verrate ich dazu aber nicht.

Wenn ich zurückblicke auf den ersten Roman mit dem Titel "Silvias Flucht", dann wird es eigentlich von Buch zu Buch komplizierter, ein passendes Thema und einen gut durchdachten Handlungsstrang zu finden. Aber getreu nach dem Motto, Probleme sind nichts weiter als ungelöste Aufgaben, konstruiere ich Ideen und Gedankengänge, aus denen sich irgendwann eine spannende Geschichte entwickeln wird.

So ist es auch dieses Mal. Ich habe mich jetzt zwar auf eine Storyline festgelegt, aber dabei sind schon wieder jede Menge Ideen für weitere Folgen rund um meinen Kommissar Wischkamp entstanden. Wichtig für mich ist es, diese Ideen festzuhalten. Welche davon ich tatsächlich aufgreifen werde, steht noch gar nicht fest. Manches lässt sich vielleicht auch gar nicht in einen spannenden Krimi umwandeln. Aber vieles davon vielleicht eben doch und deshalb ist es für einen Autoren auch so wichtig, nichts als unverwertbar einfach abzutun.

Neben meinem Bett liegen Block und Bleistift. Wenn ich unterwegs bin, habe ich meistens ein Diktiergerät dabei. Und in meinem häuslichen Arbeitszimmer ist mein PC natürlich immer einsatzbereit. So geht mir keine Idee verloren, mag sie mich nachts aus dem Schlaf wecken oder mir beim Spaziergang mit meinem Hund einfallen. Sehr inspirierend können auch Wartezeiten beim Arzt oder Friseur sein. Sie glauben gar nicht, was einem alles so durch den Kopf geht, wenn man mal zur Untätigkeit verdammt ist.

Ich denke also, meine Werne-Krimi-Reihe wird noch um einiges umfangreicher werden. Und jetzt mache ich mich erst einmal wieder an die Arbeit und schreibe weiter an Teil 6.

Dienstag, 2. April 2013

Wie aus einer Idee ein Roman wird - Teil 4

Ein Lokalkrimi lebt von ...? Natürlich vom Lokalkolorit. Aber hier trifft man als Autor auch ganz rasch auf Schwierigkeiten. Ich kann also nicht einfach ein Lokal oder ein Geschäft aussuchen und es bei seinem richtigen Namen nennen. Dazu benötige ich das Einverständnis des Inhabers. Habe ich das nicht, verletze ich unter Umständen seine Persönlichkeitsrechte. Klar, man kann das umschreiben. Wenn ich im ersten Werne-Krimi zum Beispiel schreibe, dass es an der Südmauer in Werne ein Elektrofachgeschäft gibt, weiß jeder Werner Bürger, welches Geschäft damit gemeint ist. Nur den Namen darf ich eben nicht nennen.

Nun könnte man meinen, jeder Geschäfts- oder Gaststätteninhaber müsste doch eigentlich mit Freude zustimmen. Eine bessere und noch dazu kostenlose Werbung kann man doch gar nicht bekommen. Das ist aber nicht so, diese Erfahrung habe ich gemacht. Aber ich habe es auch anders erlebt. Nach einer Lesung in einem Restaurant in Werne hat mich der Besitzer von sich aus gefragt, ob ich nicht in meinem nächsten Roman sein Geschäft erwähnen kann. Damit hatte dann das STILVOLL in Werne einen festen Platz in Werne-Krimi Teil 5 mit dem Titel "blind date".

Anders sieht es mit Straßennamen, öffentlichen Gebäuden oder auch Traditionsfesten aus. Das größte Traditionsfest in Werne ist Sim-Jü im Oktober. Was im Mittelalter ein Markt für Händler und Gaukler war, ist heute eines der größten Volksfeste in unserer Region. Die ganze Werner Innenstadt wird im Oktober zu einem riesigen Rummelplatz. Hierüber kann ich schreiben, allerdings muss ich bei den Namen vorsichtig sein. Natürlich kann ich gar nicht im Vorfeld herausfinden, ob die Namen, die ich meinen Schaustellern zum Beispiel gebe, nicht tatsächlich auf Sim-Jü vertreten sind. Für diesen Fall steht dann im Buch der Hinweis, dass alle Personen frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Menschen nicht beabsichtigt sind.

Aber zurück zu den Schauplätzen. Die Menschen aus Werne und Umgebung werden viele der Handlungsorte aus meinen Werne-Krimis sofort wiedererkennen. Das soll auch so sein. Trotzdem muss man als Autor eines Regionalkrimis natürlich über den Tellerrand hinausschauen. Ich möchte ja, dass meine Bücher nicht nur in Werne, sondern in ganz Deutschland gelesen werden. Das werden sie auch, wie mir Bestellungen von Schleswig-Holstein über Berlin bis nach Süddeutschland zeigen. Und hier beginnt die Gratwanderung. Was für einen Werner Bürger interessant ist, nämlich die detaillierte Beschreibung unterschiedlicher (Tat)Orte in seiner Stadt, wir den Leser in Frankfurt vielleicht langweilen.

Details und Lokalkolorit sind also wichtig, dürfen aber auf keinen Fall inflationär verwendet werden. Und sie dürfen auch nicht die Hauptrolle im Buch übernehmen. Um das zu verhindern, kümmere ich mich schon vor Beginn des Schreibens darum, mir passende Nebenschauplätze zu besorgen. Das können andere Städte - oder wie in Werne-Krimi Teil 6, der gerade in Arbeit ist - auch andere Länder sein. Nur, ein Nebenschauplatz muss eben auch bleiben, was er ist - nebensächlich nämlich.

Es gibt also eine ganze Menge zu bedenken und zu recherchieren. Denn was in Werne zutreffend ist, muss in Bayern noch lange nicht der Realität entsprechen. Mein Anspruch an mich selbst ist aber, meine Bücher so realitätsnah wie möglich zu schreiben. Das heißt, ein Verbrechen, wie ich es in meinen Krimis beschreibe, sollte überall woanders genauso stattfinden können.

Und jetzt sage mir mal noch einer, man braucht nur einen guten Anfang und ein paar richtige Namen und der Rest erledigt sich von selbst. Ich weiß, dass das anders ist und wenn Sie mich weiter auf meiner Reise durch die Geschichte von der Idee bis zum fertigen Roman begleiten, werden Sie das sicher auch erkennen.