Ein paar Fakten und mein ganz persönlicher Messebericht
Gestern, am 15.10.2017, schloss die Buchmesse in Frankfurt
ihre Pforten. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Veranstalter ein
Besucherplus von etwa 6,5 Prozent verzeichnen. Insgesamt haben 7.300 Aussteller
aus 102 verschiedenen Ländern die Möglichkeit genutzt, die Literatur den
Fachbesuchern und Lesern näher zu bringen. 286.425 Besucher sprechen eine recht
deutliche Sprache.
Ich persönlich hatte das Gefühl, dass sich alle am Samstag
in Frankfurt verabredet hatten. Ab der Mittagszeit waren die Gänge in den
Hallen so voll, dass man kaum noch eine Chance hatte, eigene Wege zu gehen.
Frankreich, Gastland der diesjährigen Buchmesse, hat am Schlusstag symbolisch
die GastRolle an Georgien übergeben, das sich und seine Literatur im nächsten
Jahr in Frankfurt präsentieren wird.
Insgesamt gab es auf dem Messegelände und in der Stadt mehr
als 4.000 Veranstaltungen, an denen zahlreiche weltbekannte Autoren beteiligt
waren. Nicht ganz ohne Stolz möchte ich an dieser Stelle das Engagement der
Brighton Verlags GmbH aus Framersheim erwähnen, die ihren Autorinnen und
Autoren – und damit auch mir – die Möglichkeit geschaffen hat, uns und unsere
Bücher in Frankfurt zu präsentieren. Das passierte nicht nur am Messestand in
Halle 3.1, sondern auch im Innenhof der Buchmesse im Signier- und Lesezelt.
Während die erste Vierergruppe des Verlags, zu der auch ich gehörte, noch ohne
Mikrofon gegen die Umgebungsgeräusche ankämpfen musste, gelang es später doch
noch, Mikro und Lautsprecher zu organisieren. Hier muss man schon der
Messeleitung ein Armutszeugnis ausstellen. Wenn ein Verlag Lesezeiten für seine
Autoren bucht, gehört in das Zelt selbstverständlich eine Mikrofonanlage mit
Lautsprecher. Dass man, wie die Messeleitung auf Befragen mitteilte, danach
extra fragen müsste, war mir persönlich ziemlich unverständlich. Schließlich
kassiert man nicht gerade wenig Geld von den Verlagen, die ihren Autoren dort
Präsentationsmöglichkeiten bieten wollen.
Ein großes Lob muss ich den Sicherheitskräften auf der
Frankfurter Buchmesse aussprechen. Angefangen von den Taschenkontrollen bis hin
zur Polizeipräsenz drinnen und draußen hatte man zu jeder Zeit ein großes
Gefühl von Sicherheit. Dass es trotzdem tatsächlich zu tätlichen
Auseinandersetzungen und Sachbeschädigungen in einzelnen Messehallen gekommen
ist, hat außer den direkt Beteiligten vermutlich niemand registriert. Sirenen
sind nichts Ungewöhnliches bei einer Großveranstaltung und werden von den
Besuchern kaum zur Kenntnis genommen. Was sich dahinter verbarg, nämlich
politische Auseinandersetzungen und – im Fall des Sängers Roberto Blanco –
familiäre Streitigkeiten, hat man erst später durch die Presse erfahren.
Eines möchte ich dazu noch sagen: Unabhängig davon, welche
politische Meinung ein Mensch vertritt, gehört Toleranz gegenüber Andersdenkenden
für mich zu einer Demokratie dazu. Eine Buchmesse dient in allererster Linie
dazu, die kulturelle Vielfalt der literarischen Welt zu dokumentieren. Dies zum
Anlass zu nehmen, Messestände zu demolieren und Verlage und Verlagsmitarbeiter
anzugreifen, halte ich schlichtweg für ein Verbrechen, das geahndet werden
muss. Jeder Messebesucher hat die Freiheit, sich auszusuchen, was er in
Frankfurt sehen möchte. Wäre es da nicht der bessere – und friedlichere – Weg,
einfach vorbeizugehen und Dinge nicht nur Kenntnis zu nehmen, die man dort
nicht sehen möchte? Oder ist es vielleicht auch eine Gelegenheit, sind
zusätzliche Informationen zu verschaffen, die es möglich machen, gewissen
Strömungen mit dem notwendigen Hintergrundwissen in der Öffentlichkeit
entgegenzuwirken? Gewalt ist für mich jedenfalls keine Lösung und hat auf einer
solchen Veranstaltung auch definitiv nichts zu suchen.
Die offizielle Stellungnahme der Messeleitung finde ich
persönlich goldrichtig. Sie lautet:
„Auf der Frankfurter Buchmesse kommen an fünf Tagen mehr als
280.000 Besucherinnen und Besucher aus über 150 Ländern zusammen. Sie ist ein
Ort, der von einer enormen Vielfalt an Meinungen lebt. Wir lehnen die
politische Haltung und verlegerischen Aktivitäten der Neuen Rechten entschieden
ab. Dennoch sind wir als Veranstalter der größten internationalen Messe für
Bücher und Medien dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verpflichtet.
Konflikte bleiben hier nicht aus. In diesem Jahr wurden wir Zeugen von
Handgreiflichkeiten, die von der Polizei aufgelöst wurden. Gewalt als Mittel
der Auseinandersetzung verurteilen wir aufs Schärfste.“
Ich bin in diesem Jahr am ersten Publikumstag nach Frankfurt
gefahren. Bisher war ich immer freitags dort. Fachbesuchertage sind wesentlich
angenehmer, weil es einfach nicht so voll ist. Natürlich muss man freitags auf
die vielen bunten Kostüme verzichten, die am Wochenende überall zu bewundern
sind. Dafür kann man aber auch relativ ungehindert an jeden Messestand
gelangen, der einen interessiert. Das Schöne an diesem Samstag war, dass viele
Mitglieder des Brighton-Teams anwesend waren. Ich habe alte Bekannte wieder getroffen
und neue Kolleginnen und Kollegen kennengelernt. Immer wieder stelle ich bei
solchen Gelegenheiten fest, dass wir eigentlich wie eine große Familie sind.
Dazu trägt natürlich die Herzlichkeit der Verlegerin und der
Verlagsmitarbeiter, die uns in Frankfurt wieder perfekt unterstützt haben,
erheblich bei. Das strahlend-schöne Herbstwetter mit azurblauem Himmel, viel
Sonne und Temperaturen über 20 Grad sorgte ebenfalls für richtig gute Laune.
Der etwas unangenehme Nebeneffekt: Wenn es draußen warm ist,
ist die Luft in den Hallen immer schlecht. Bis heute hat es dort offensichtlich
noch niemand geschafft, für eine gut funktionierende Belüftung zu sorgen. Das
ist zum Beispiel in Leipzig ganz anders. Aber natürlich sind die Messehallen in
Leipzig auch wesentlich moderner.
Mein Fazit: Die Anreise nach Frankfurt war stressig wie in
jedem Jahr. Unzählige Baustellen und viel Nebel machten die Fahrt nicht gerade
angenehm. Auf der Rückfahrt am frühen Nachmittag war es deutlich besser. Es ist
anstrengend, für nur einen Tag nach Frankfurt zu fahren. 500 Kilometer auf der
Autobahn, eine Lesung, ein bisschen Unterstützung am Messestand und der
Rundgang durch die Messehallen fordern so ihren Tribut. Man wird ja schließlich
nicht jünger. Ich stelle erste Überlegungen an, ob ich im nächsten Jahr
vielleicht über Nacht bleibe und das Ganze ein wenig entzerre. Das hätte den
angenehmen Nebeneffekt, dass man sich nach der Messe noch mit ein paar Kollegen
zum Essen oder auf ein Glas Wein treffen könnte. Mal sehen.
Für dieses Jahr ist die Frankfurter Buchmesse erst einmal
vorbei. Neue Events stehen an. Allen voran die Halloween Nibelungen-Buchmesse
des Brighton Verlags in Framersheim am letzten Oktoberwochenende. Für mich ist
es die dritte Verlagsmesse, an der ich teilnehmen darf und ich bin sicher, wir
werden wieder ungeheuer viel Spaß haben.
Eine kleine Bildergalerie aus Frankfurt zum Schluss meines
Messeberichtes bietet hoffentlich auch einen optischen Eindruck von der
Vielfalt, die eine große Buchmesse zu bieten hat.