Mittwoch, 22. Februar 2012

Rezension zu "Silvias Flucht", Werne-Krimi Teil 1


Rezension - Silvias Flucht von Renate Behr aus der Werne-Krimi-Reihe
 
Kommissar Wischkamps erster Fall



In die Villa eines Industriellen in Düsseldorf wird eingebrochen. Der Hausherr kommt verfrüht zurück und überrascht den Täter, der ihn mit einer Marmorstatue erschlägt. Aufgrund von Tatortspuren wird der Kleinkriminelle Rolf Kettler festgenommen und vom Landgericht Düsseldorf zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt. Mehr als zehn Jahre nach diesem Verbrechen entschließt sich die Hamburger Fotografin Silvia Markbohm der hektischen Großstadt zu entfliehen und übernimmt ein Fotogeschäft in Werne an der Lippe. An ein und demselben Tag lernt Silvia dort zwei Männer kennen, den etwas undurchsichtigen Journalisten Marius Müller und den Rentner Walter Grossenberg. Marius Müller fasziniert die junge Frau auf Anhieb, aber etwas scheint mit ihm nicht zu stimmen. Walter Grossenberg, der sich selbst als Hobbykriminologe bezeichnet, hilft Silvia dabei, sich Informationen über Müller zu verschaffen. Als im Haus des als Sonderling und Menschenfeind bekannten Peter von Grün eingebrochen wird, erweisen sich diese Informationen als wichtige Hinweise auf einen möglichen Täter. Hauptkommissar Jens Wischkamp von der Kriminalpolizei in Unna nimmt die Ermittlungen auf. Erpressung, Entführung und Mord – die Ereignisse überschlagen sich und inmitten dieser Verbrechen gerät Silvia Markbohm in große Gefahr. Für Kommissar Wischkamp beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Wird er den Fall rechtzeitig aufklären, bevor alles außer Kontrolle gerät? Nach ihren historischen Romanen »Champaine 1897«, »Nenana 1904« und »Dawson City 1915«, erschienen im Persimplex Verlag Wismar, begibt sich die Autorin Renate Behr auf ein für sie neues Terrain, dem Regionalkrimi.
»Silvias Flucht« heißt ihr neues Werk, welches im Autoren- Feder Verlag Meinerzhagen verlegt wird. Silvia Markbohm entflieht dem Großstadtflair der Hansestadt Hamburg und bekommt in der Lippestadt Werne von Frau Bockmann, Inhaberin eines Fotogeschäfts, die Möglichkeit, dieses nach ihren Vorstellungen neu zu eröffnen.
Neu in der westfälischen Stadt versucht Silvia, sich einzuleben, lernt einige Menschen kennen und gerät in eine nicht nur für sie verzwickte und gefährliche Situation … Renate Behrs Versuch, einen Krimi zu schreiben, ist ihr - aus meiner Sicht gesehen - weitgehendst gelungen. Obwohl die Autorin in »Silvias Flucht« sehr viel Wert auf Lokalkolorit legt und in einigen Passagen Motive und Handlungen ihrer Protagonisten Rolf Kettler, Marius Müller, Peter von Grün etwas zu klischeehaft beschreibt sowie die Entwicklung der Handlungsstränge für einen Krimifreak teilweise vorhersehbar sind , liest sich der Regionalkrimi sehr flott. Durch eine Reihe von zufälligen Begebenheiten und Erlebnissen gelingt es Silvia Markbohm mithilfe des Hauptkommissars Jens Wischkamp und dem Hobbykriminologen Walter Grossenberg, im Verlauf der Handlung in der Tat herauszufinden, wer und was hinter dem Düsseldorfer Fall steckt. Und gerade durch diesen Fall versteht es die Autorin Renate Behr, die Handlung ihres Krimi-Debüt-Romans voranzutreiben. Die Lektüre hat Spaß gemacht, das Ende schätze ich sogar als realistisch und gar nicht krimiromantypisch ein, wobei es doch einer bleibt und man in der Polizeiarbeit rund um Unna wohl kaum einem westfälischen Wischkamp finden dürfte.
Fazit:
»Silvias Flucht« hat, so skurril es auch klingen mag, etwas Gemütliches und Anheimelndes, wenn man Leichen dort entdecken kann, wo man gewöhnlich seine Sonntagsspaziergänge macht oder sich mit Freunden und Bekannten zum Frühschoppen trifft. Ja, liebe Leser: In der »Heimat« ist das Morden eben doch am Schönsten (frei nach Tony Marshall). Ich warte schon gespannt auf den nächsten Fall.


© Wolfgang Brandt, Chefredakteur des Online-Magazins www.geisterspiegel.de

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